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Sprachbasierte KI leicht gemacht! Trainings für den kompetenten Umgang mit Sprachassistenten

Ein Gastbeitrag von André Markus, Maximilian Baumann und Jan Pfister (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Co. sind eine moderne Errungenschaft, die den Alltag erleichtern und für Menschen jeden Alters nützlich sein können. Mit einfachen Sprachbefehlen können sie Musik abspielen, Einkaufslisten erstellen oder Informationen abrufen, während sich Nutzer:innen auf andere Aufgaben konzentrieren. Besonders für ältere Menschen sind sie leicht zu bedienen und helfen, mit der digitalen Welt besser zurechtzukommen. Sie können auch dabei helfen, sich weniger allein zu fühlen oder sich an Dinge zu erinnern.

Doch trotz ihrer Nützlichkeit ist vielen Menschen nicht bewusst, dass diese Technologien auf komplexer künstlicher Intelligenz (KI) basieren und fortschrittliche Methoden wie das Natural Language Processing verwenden, um menschliche Sprache zu erkennen und mit uns zu sprechen. Weil das so kompliziert ist, verstehen viele Menschen nicht genau, wie die Geräte arbeiten, was zu Missverständnissen, Skepsis und unrealistischen Erwartungen führen kann. Die Folgen können Probleme bei der Formulierung von Sprachbefehlen, Frustration aufgrund falsch verstandener Befehle oder die Nichtnutzung vieler praktischer Funktionen sein. Auch wirken Sprachassistenten durch ihre Sprachfähigkeit sehr menschlich, weshalb sie häufig als Freund oder Familienmitglied angesehen werden. Diese Vertrautheit kann gefährlich sein, weil wir zum Beispiel die Informationen der Geräte so bedenkenloser akzeptieren und mehr private Informationen preisgeben.

Damit alle Menschen diese Geräte sicher und selbstbestimmt nutzen können, gibt es das Projekt MOTIV der Universität Würzburg. Hier wurde in Kooperation mit dem bidt (Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation) untersucht, was Menschen über Sprachassistenten denken und haben Trainings entwickelt, damit man besser weiß, wie man sie nutzt und worauf man achten muss.

Wichtige Fähigkeiten für den Umgang mit Sprachassistenten

Das Projektteam MOTIV hat ein neues Modell entwickelt, das helfen soll, den Umgang mit Sprachassistenten effektiver und sicherer zu gestalten. Es nennt sich „Digital Interaction Literacy Model“ (kurz: DIL-Model). Um dieses Modell zu entwickeln, wurden Interviews mit Experten geführt, die sich mit sprachbasierten KI-Systemen aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigen, zum Beispiel Psychologie, Programmierung, Design und Datenschutzrecht. Die gewonnenen Einblicke wurden dabei mit aktuellen Forschungsergebnissen verglichen und zusammengefasst.

Das DIL-Model umfasst drei übergeordnete Fähigkeiten, die ein breites Spektrum an Wissen und Kompetenzen abdecken:

Verständnis der Funktionsprinzipien: Das Wissen wie Sprachassistenten Sprachbefehle technisch verarbeiten und Sprachbefehle formuliert werden müssen, damit sie das gewünschte Ergebnis zuverlässig liefern. Zusätzlich beinhaltet es das Verständnis, wie die verbauten KI-Technologie in Sprachassistenten funktionieren und welche Algorithmen dabei zum Einsatz kommen.

Achtsamer Umgang: Die Planung und kritische Bewertung über den Umgang mit den KI-Systemen. Dabei sollten wir uns bewusst sein, welche Datenschutzrisiken bestehen und wie wir diese minimieren können. Zusätzlich ist es wichtig, die Systeme reflektiert und emotional konstruktiv zu nutzen, um z.B. Frust und Missverständnisse zu vermeiden und zukünftige Interaktionen zu verbessern.

Zielgruppenspezifische Kompetenzen: Fähigkeiten, die für bestimmte Personengruppen wichtig sind. Zum Beispiel profitieren Personen, die Geräte technisch and ihre Wünsche anpassen wollen, von Programmierkenntnissen. Personen wie Lehrer oder Eltern, die Kindern erklären wollen, wie diese Systeme funktionieren, benötigen wiederum Kommunikations- und Lehrkompetenzen.

Trainings für die kompetente Interaktion

Aufbauend auf dem DIL-Modell hat das MOTIV-Projekt eine Online-Trainingsplattform entwickelt, die den kompetenten Umgang mit Sprachassistenten schult. Die Plattform bietet sechs Trainingsmodule zu verschiedenen Themen an. Jedes Modul ist in drei Trainingseinheiten unterteilt. Die Lerninhalte sind leicht verständlich und bringen den Lernenden beispielsweise bei, wie Sprachbefehle besser formuliert werden oder Daten besser geschützt werden können. Am Ende jedes Moduls können die Lernenden ihr Wissen testen. Dafür gibt es verschiedene Aufgaben, zum Beispiel Multiple-Choice-Fragen (deutsch: Auswahlaufgaben), Lückentexte und andere Lernaufgaben. Damit das Lernen mehr Spaß macht, sind in den Training spielerische Elemente verbaut. Zudem steht vor jedem Training ein Chatbot bereit, der Fragen rundum das Trainingsthema beantwortet. Nach Abschluss eines Moduls erhalten die Lernenden eine Rückmeldung zu ihrer Leistung.

Die Trainings finden online statt und sind für jedermann kostenlos zugänglich. Jeder kann selbstständig von seinem Computer aus unabhängig von Ort und Zeit teilnehmen. Zudem sind alle Module wissenschaftlich geprüft und tragen nachweislich zu einem sichereren und besseren Umgang mit Sprachassistenten bei.

 

Personalisierte Lernerlebnisse

Die Trainingsplattform legt großen Wert darauf, dass das Lernen individuell und persönlich ist. Lernende können ihr Lerntempo selbst bestimmen und Tests machen, die ihnen passende Trainingsmodule empfehlen. Zusätzlich können durch die Bereitstellung von eigenen Sprachassistenten-Daten individuelle Trainingsbedürfnisse erkannt und personalisierte Vorschläge unterbreitet werden. Die Freigabe von Nutzungsdaten erfolgt freiwillig. Alle Nutzer:innen erhalten eine ausführliche Information über mögliche Risiken.

Die Analyse zeigt zum Beispiel, wie oft und welche Sprachbefehle verwendet werden. Dabei wird die Privatsphäre der Nutzer:innen geschützt. Alle Informationen werden lokal auf dem PC der Lernenden verarbeitet und nicht von der Plattform gespeichert. Auch ohne Übermittlung von Nutzungsdaten ist eine hohe Trainingsqualität gewährleistet.

Potentiale und zukünftige Pläne für ältere Erwachsene

Die Trainingsmodule wurden in Studien getestet. Dabei hat sich gezeigt, dass sie das Verständnis für sprachbasierte KI-Systeme verbessern, ihre Bedienung erleichtern und den Schutz persönlicher Daten fördern. Sie helfen auch, Risiken für die Privatsphäre besser einzuschätzen und mögliche Beeinflussungsversuche durch Sprachassistenten zu erkennen.

Diese Erkenntnisse wurden vor allem bei Menschen mittleren Alters untersucht. Aber auch ältere Erwachsene und Menschen mit gesundheitlichen Problemen können von den Trainingseffekten profitieren. Sprachassistenten helfen im Alltag, machen unabhängig und ermöglichen die Teilhabe am digitalen Leben. Durch die Trainings können diese Vorteile noch besser genutzt werden, was sich positiv auf die Lebensqualität älterer Erwachsener auswirkt. Deshalb sollen die entwickelten Trainings in Zukunft an die spezifischen Bedürfnisse dieser Altersgruppe angepasst werden. So sollen sie Themen vermitteln, die für ältere Menschen besonders relevant sind. Außerdem sollen die Trainings altersgerecht gestaltet werden, so dass sie für ältere Erwachsene visuell und sprachlich verständlicher und zugänglicher sind.

Fazit

In einer Welt, in der KI-Systeme eine immer größere Rolle spielen, ist es wichtig, dass Menschen selbstbestimmt und sicher mit ihnen umgehen können. Das DIL-Modell zeigt, welche Fähigkeiten dafür nötig sind, während die Module der MOTIV-Trainingsplattform diese Fähigkeiten gezielt fördern. Für dieses Ergebnis hat das MOTIV-Projekt der Universität Würzburg verschiedene Forschungsbereiche vereint, darunter Medienpsychologie (Leitung: Dr. Astrid Carolus), Psychologie intelligenter interaktiver Systeme (Leitung: Prof. Dr. Carolin Wienrich) und Data Science (Leitung: Prof. Dr. Andreas Hotho). Durch die Zusammenarbeit dieser Disziplinen entstand ein neuer Ansatz, um unsere digitalen Fähigkeiten zu verbessern und die Herausforderungen neuer Technologien zu meistern. Weitere Informationen gibt es auf der Website des MOTIV-Projekts.