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Projekt Co-Humanics: Technologische Innovation zur Bekämpfung von Einsamkeit im Alter

Soziale Interaktion und das Gefühl der Verbundenheit sind zentrale Bedürfnisse des Menschen. Doch wie kann Technologie dazu beitragen, diese auch in Zeiten zunehmender Individualisierung, räumlicher Trennung und einer alternden Gesellschaft aufrechtzuerhalten?
Stellen Sie sich vor, Sie telefonieren zum Beispiel mit Ihrer Enkelin oder einem alten Freund und sehen während des Gesprächs diese Person neben sich auf dem Sofa sitzen. Das klingt für viele wahrscheinlich wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film, doch das Forschungsteam des Projekts Co-Humanics erforscht Möglichkeiten, wie diese Vorstellung eines Tages Realität werden kann. Im Projekt beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Ilmenau und des Thüringer Zentrums für Lernende Systeme und Robotik gemeinsam mit Technologien, die die Co-Präsenz von räumlich weit voneinander entfernten Personen ermöglichen sollen. Dieses Vorhaben steckt auch schon im Namen des Projekts: Co-Humanics steht für „Co-Presence of Humans and Interactive Companions for Seniors“, also die Co-Präsenz von Menschen und interaktiven Begleitern für ältere Menschen.

Co-Präsenz ist ein Begriff, der oft in dem Gebiet der virtuellen Realität (VR) und in verwandten Technologien verwendet wird. Dabei fühlen sich Personen in einer virtuellen Umgebung (zum Beispiel beim Tragen einer VR-Brille) so, als wären sie physisch an einem Ort zusammen, auch wenn sie sich an verschiedenen Orten in der realen Welt befinden. Im Falle des Projekts soll es sich bei dieser virtuellen Welt um die Umgebung einer der betreffenden Personen handeln.

Umgesetzt werden soll dies mithilfe von Augmented und Mixed Reality (deutsch: „Erweiterte“ und „Gemischte Realität“) sowie roboterbasierten Systemen. Augmented und Mixed Reality sind Technologien, die es ermöglichen, digitale Inhalte in die reale Welt einzufügen, jedoch auf unterschiedliche Weise:

  • Augmented Reality (AR): Bei AR werden digitale Inhalte wie Bilder, Texte oder 3D-Modelle über ein Display oder eine Brille in die reale Umgebung eingeblendet. Der Benutzer oder die Benutzerin kann die reale Welt weiterhin sehen, während zusätzliche Informationen oder virtuelle Objekte hinzugefügt werden. Zum Beispiel könnte man durch ein AR-fähiges Smartphone schauen und Informationen über Sehenswürdigkeiten in der Umgebung erhalten, die in Echtzeit über das Kamerabild angezeigt werden.
  • Mixed Reality (MR): MR geht einen Schritt weiter als AR. Hier werden digitale Inhalte nicht nur in die reale Welt eingefügt, sondern sie interagieren auch aktiv mit ihr. Das bedeutet, dass virtuelle Objekte in der Lage sind, sich an die reale Umgebung anzupassen und mit ihr zu interagieren. Nutzer und Nutzerinnen können virtuelle Objekte manipulieren, und sie können auf reale Objekte reagieren, als ob sie physisch vorhanden wären. Beispielsweise könnten MR-Brillen es ermöglichen, virtuelle Möbel in einem Raum zu platzieren und ihre Position zu ändern, wobei die Möbel auf reale Hindernisse reagieren würden.

Das Projekt legt einen Fokus auf den Einsatz dieser Technologie für ältere Menschen, da davon ausgegangen wird, dass viele ältere Menschen besonders unter Einsamkeit leiden, insbesondere wenn sie aufgrund von Mobilitätsbeeinträchtigungen oder anderen Einschränkungen Schwierigkeiten haben, persönliche Kontakte aufrechtzuerhalten. Entscheidend für den Erfolg dieser Entwicklungen ist, dass sie sich an den tatsächlichen Bedürfnissen älterer Menschen orientieren. Daher werden sie im Rahmen des Projekts aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen, um sicherzustellen, dass die Technologien einfach bedienbar sind und einen echten Mehrwert bieten. Seit dem Start des Projektes im Jahr 2021 erhielten ältere Menschen durch mehrere spannenden Studien wie Interviews, Workshops und Benutzertests die Möglichkeit, sich an der Entwicklung von Technologien zu beteiligen und mithilfe einer AR-Brille und eines Telepräsenzroboters auf neue Weise mit anderen in Kontakt zu treten.

CO-HUMANICS wird von einem interdisziplinären Team der TU Ilmenau erforscht und von der Carl-Zeiss-Stiftung im Rahmen des Programms „Durchbrüche 2020“ gefördert. Die BAGSO bzw. das Projekt „KI für ein gutes Altern“ ist im Beirat von Co-Humancis vertreten.

Mit diesem Projekt wird ein wichtiger Schritt unternommen, um älteren Menschen neue Wege der sozialen Teilhabe zu eröffnen und moderne Technologie so zu gestalten, dass sie den Alltag bereichert und Nähe trotz räumlicher Distanz möglich macht.

Für weitere Informationen lohnt sich ein Blick auf die Website des Projekts oder in die ersten Einblicke des Projekts.

Projektleitung:

Prof. Dr.-Ing. Alexander Raake
Prof. Dr. phil. habil. Nicola Döring
Prof. Dr.-Ing. Horst-Michael Groß
Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Brandenburg
Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Broll