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Ausflug zur KI-Laborwohnung in Bremen

Im August lud unser KI-Lernort in Bremerhaven zu einer Besichtigung des Bremen Ambient Assisted Living Lab (BAALL) ein. In der Laborwohnung werden intelligente Technologien in einer realitätsnahen Umgebung getestet und sichtbar gemacht. Zwölf Engagierte und Mitarbeiterinnen aus dem Netzwerk Digitalambulanzen in Bremen und Bremerhaven, vom Magistrat Bremerhaven und von „KI für ein gutes Altern“ lauschten den Erläuterungen von Dr.-Ing. Serge Autexier vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)  über die einzelnen Ausstellungsstücke, zum Beispiel:

  • ein intelligenter Kleiderschrank, der Kleidung vorschlägt, die zum aktuellen Wetter passt
  • ein Rollator, der daran erinnert, die Haltung zu verbessern
  • ein Greifarm, der Bettlägerige unterstützen soll
  • ein selbstfahrender Rollstuhl, der Hindernisse automatisch umfährt
  • ein System, das die Steuerung durch Gesten ermöglicht

Erhellend war dabei vor allem auch der Austausch über verschiedene Perspektiven auf die Forschungsprojekte. So wirken einige der vorgestellten Demonstrationsgeräte noch weit weg von unserem Alltag und einer konkreten Umsetzung. Allerdings wurde ebenfalls klar, wie wichtig es ist, zu erforschen, was überhaupt möglich ist, um Impulse für die Zukunft geben zu können. Die Teilnehmenden gewannen außerdem Einblicke in die Herausforderungen, denen Forscherinnen und Forscher bei der Entwicklung von Assistenzsystemen gegenüberstehen:

Am Beispiel des Greifarms erläuterte Dr. Serge Autexier, wie komplex es allein sein kann, ein Bedienelement zu entwickeln, das zu den Möglichkeiten der Nutzenden passt und das von möglichst vielen Menschen intuitiv bedient werden kann: So ist es gar nicht so leicht zu beantworten, ob und für wen eine 3D-Maus, ein Gamepad wie bei einer Spielkonsole oder ein Sprachassistent besser geeignet ist, um den Greifarm zu steuern. Wichtig ist es daher, auf die Vielfalt der Nutzerinnen und Nutzer einzugehen und verschiedene Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zu entwickeln.

Bei der Vorstellung des intelligenten Kleiderschranks wurde deutlich, wie viele Fachdisziplinen eingebunden werden müssen, um so ein System zu entwickeln und auf den Markt zu bringen: Zunächst wird der schlaue Schrank auf Papier und Bildschirm von einem Forschungsteam entwickelt. Eine Tischlerei baut aus Holz und Metall den ersten Prototypen. Ein Elektronikanbieter stattet den Schrank mit den nötigen Sensoren aus. Eine Software muss programmiert werden, um die intelligenten Funktionen zu steuern. All das muss von entsprechenden Fachleuten getestet, gewartet und vielleicht auch einmal repariert werden. Damit so ein intelligenter Kleiderschrank in Produktion gehen kann, braucht es wiederum ein Unternehmen, das sich davon einen Gewinn verspricht. An diesem Punkt scheinen viele der Lösungen, die bereits entwickelt wurden, zu stagnieren.

So beeindruckend die technischen Möglichkeiten für die Gäste aus Bremen, Bremerhaven und Berlin auch sind, so bleiben in der Austauschrunde im Anschluss an die Wohnungsbesichtigung noch viele Fragen offen: Wie können aus den Forschungsergebnissen und Demonstrationsgeräten Produkte entstehen, die ältere Menschen tatsächlich nutzen können? Wie kann das alles finanziert werden? Welche Rolle spielen dabei Standards? Wer erklärt technisch unerfahrenen Menschen die Bedienung der neuen Technologien? Wie können ältere Menschen bei der Entwicklung solcher Systeme besser eingebunden werden?

Insbesondere zur letzten Frage gab es bereits konkrete Vorschläge und Unterstützungsangebote von Seiten der Teilnehmenden und von „KI für ein gutes Altern“ und alle sind sich einig, als es heißt: „Wir müssen irgendwo anfangen, auch wenn noch nicht alles gelöst ist.“ Und wer weiß, vielleicht sind in Zukunft einige Engagierte aus KI-Lernorten beteiligt, wenn es darum geht, bei einem der neuesten Projekte, ToCaro, ein interaktives – noch etwas geheimnisvolles – Ding zu entwickeln, das es ermöglichen soll, eine Verbindung zwischen räumlich getrennten Menschen zu schaffen, und dabei verschiedene Sinne ansprechen soll. Wir sind gespannt!

Das BAAL befindet sich auf dem Bremer Universitätsgelände und wird vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) betrieben. Wir freuen uns sehr, dass unser Projekt „KI für ein gutes Altern“ bei der Besichtigung dabei sein durfte! Vielen Dank an unseren KI-Lernort in Bremerhaven und das BAAL!

 

Zum Weiterlesen

Künstliche Intelligenz in der Pflege. In: up2date. Das Onlinemagazin der Universität Bremen (11/2021)

DFKI. Anwendungsfelder Smart Home und Assisted living

 

Eindrücke