„Wir Alten müssen was für unseren Kopf tun und nicht nur auf dem Sofa sitzen!“
„Die Synapsen fangen an, richtig zu arbeiten. Es hilft dabei, Zusammenhänge zu erkennen und sich zu konzentrieren. Das Gedächtnis wird fit gehalten und natürlich wird auch die Fingerfertigkeit trainiert“ schwärmt Günther Kuntz, wenn er über die neue Lego-Senioren-Gruppe Mehrgenerationenhaus Memmingen spricht, die sich vor allem mit dem Bauen und Programmieren von Robotern aus Legosteinen beschäftigt. Dabei gerät er immer wieder in ansteckende Begeisterung: „Von allen Teilnehmern verlangt das Projekt Neugierde, Konzentration, Teamarbeit, und ob du es glaubst oder nicht, danach fühlt man sich wieder wie 30, als man mit den eigenen Kindern Lego gespielt hat.“
Vom Wasserstoffauto zum Roboter
Tatsächlich wurden die Klemmbaustein-Angebote des Mehrgenerationenhauses zunächst für Kinder ins Leben gerufen. Mit Unterstützung des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ wollte das Mehrgenerationenhaus mehr Angebote für junge Menschen schaffen und brachte mit dem Projekt „Technik erleben“ technikbegeisterte ältere Menschen und Kinder zwischen acht und elf Jahren zusammen, um zum Beispiel mit Fischertechnik ein Auto mit einem Wasserstoffgenerator und einer Brennstoffzelle zu bauen und dabei etwas über Elektrolyse zu lernen. In einer anderen Baugruppe lernte dagegen Alt von Jung, genauer gesagt von einem 14-jährigen Schüler, der zeigte, was er in der Robotik-AG seiner Schule gelernt hat: Mit extra dafür vorgesehenen Lego-Bausätzen (wie z.B. Lego Education Spike) können Roboter-Modelle gebaut werden, die sich programmieren und mit einer App steuern lassen. Sensoren, die unter anderem Farben, Distanzen oder Druck messen können, machen es möglich, dass zum Beispiel ein Lego-Auto vor einer roten Papierampel stoppt. Davon waren einige Männer – Frauen haben sich den Bastlern bisher noch nicht angeschlossen – so begeistert, dass sie sich zu einer Lego-Senioren-Gruppe zusammengeschlossen haben, um sich besonders kniffligen Aufgaben zu widmen.
Austausch gesucht!
Manchmal stoßen sie dabei auf Herausforderungen: „So kann einem zum Beispiel das Gyroskop [Sensor, mit dem sich u.a. die Lage bestimmen lässt] manchmal zur Verzweiflung bringen. Ich suche noch dringend Online-Experten, die uns unterstützen können“ – und damit spricht Günther Kuntz eine Herausforderung an, die viele Lern- und Erfahrungsorte des digitalen Kompetenzerwerbs kennen dürften: „Es ist verdammt schwierig, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden, die im Umgang mit Technik und IT fit sind und ihr Wissen ehrenamtlich zur Verfügung stellen“.
Die Lego-Senioren kommen in der Öffentlichkeit hervorragend an – ein Foto in einer internationalen Lego-Fan-Gruppe hat es in kürzester Zeit auf über 1000 „Daumen hoch“ gebracht. Doch auch wenn der Zuspruch in Memmingen für Freude sorgt, fehlt es an Menschen, die direkt vor Ort oder via Videokonferenz Bau- und Programmiertipps geben können. Deutschsprachige Informationen sind nämlich Mangelware. Immerhin motiviert das die Lego-Truppe zu verschiedenen Online-Aktivitäten. So frischen einige mit YouTube-Erklärvideos ihre Englischkenntnisse auf, schließen sich Facebook-Gruppen an oder holen sich bei der Kurzvideoplattform TikTok Anregungen für neue Robotermodelle. Was fehlt, ist der Austausch mit anderen.
Günther Kuntz bleibt dennoch positiv: „Wir sind da um die Neugierde zu wecken!“ und gemeinsam mit der Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Birgit Holetschek, plant er nun ein Schnuppertreffen für die Lego-Senioren-Gruppe.
Übrigens: Wer sich mit Lego-Robotik auskennt und Interesse hat, sich mit den Memminger Lego-Senioren auszutauschen, kann gern eine E-Mail an wolf(at)bagso(dot)de senden. Wir vermitteln gerne den Kontakt!