Viele Lernorte des Projekts „KI für ein gutes Altern“ testen neben Sprachassistenten oder Staubsaugerrobotern auch künstliche Begleittiere, manchmal auch Robotertiere genannt. Die Katzen, Hunde und Vögel aus Plüsch und Plastik reagieren auf Geräusche oder Berührungen, in dem sie sich bewegen, schnurren, bellen oder zwitschern. KI spielt dabei keine Rolle, allerdings bieten sie einen guten Gesprächseinstieg zum Beispiel zur Frage, was die Unterschiede zwischen einer echten und einer Roboterkatze ausmachen. Ursprünglich sind solche Begleittiere dafür gedacht, um zum Beispiel bei Demenzerkrankten die Stimmung aufzuhellen, Stress zu reduzieren oder auch Erinnerungen an eigene Haustiere aufleben zu lassen. In diesem Sinne hat sie auch der KI-Lernort DigiDo Dornstadt getestet und uns dazu einen Erfahrungsbericht geschrieben:
Der KI-Lernort DigiDo hatte dem Kurt-Ströbel-Haus der Evangelischen Heimstiftung in Dornstadt drei Robotertiere für zwei Monate zum Testen zur Verfügung gestellt – eine Katze, einen Hund und einen Vogel. Eine Mitarbeiterin der Einrichtung berichtete uns Folgendes im Gespräch:
Die meisten Bewohner:innen konnten mit den Tieren nichts anfangen und äußerten verbal, wir sind doch nicht im Kindergarten, das ist doch unmöglich, albern, kindisch, was wollt ihr denn mit dem Spielzeug, lasst uns in Ruhe und verschwindet damit. Der männliche Anteil der Bewohner lief vorbei und nahm die Tiere nicht wahr und zeigte kein Interesse, was gezeigt wurde.
Ein kleiner Teil der Frauen war sofort begeistert und streichelte und redete mit ihnen. Die Lebendigkeit der Katze zog sie sofort in ihren Bann, der Hund und der Vogel hatten nicht diesen Erfolg. Für die Fitteren in den Wohngruppen war für eine längere Zeit die Katze das Gesprächsthema und es war ein reger Austausch da.
Nun ein paar einzelne Beispiele mit Bewohnerinnen die kognitiv eingeschränkt sind: Als einer Bewohnerin die Katze gegeben wurde, fing sie an diese zu streicheln und war sehr angetan von Geräuschen und Bewegungen, die diese machte. Sie vergaß in diesem Moment sogar ihre eigentliche Beschäftigung, die ihren Tagesablauf bestimmt. An einem weiteren Tag wurde die Katze wieder umsorgt.
Eine Bewohnerin reagierte zuerst nicht auf die Katze und schaute nur. Beim langsamen Herantasten mit Fragen: „Mögen sie Tiere, Haben sie früher auch eine Katze gehabt?“ gab sie als Antwort ein klares Ja. Sie lässt sich grundsätzlich schwer motivieren in der Gruppe und im Einzelgespräch. Sie wollte das Tier nicht auf den Arm nehmen und streicheln und ging nach kurzer Zeit ihren gewohnten Spaziergang in die Wohngruppe. In einer späteren Begegnung hatte sie kein Interesse an der Katze.
Eine weitere Bewohnerin wurde böse und meinte: An so einen Quatsch glaube ich nicht, als man ihr die Katze zeigte. Sie stand sofort auf und ging schimpfend mit ihrem Rollator weg. Ich möchte lieber was Lebendiges, das ist doch Unfug. Da glaube ich nicht daran und sie fuhr auf ihr Zimmer.
Freudig wurde die Katze von einer anderen Bewohnerin in Empfang genommen, sie verbringt den Tag im Rollstuhl, wird zu Beschäftigungen mit in die Gruppe gebracht an denen sie passiv teilnimmt. Sie hat längere Zeit das Tier gestreichelt und mit der Bürste das Fell geglättet. Sie hat dabei immer wieder gelächelt und bei Fragen mit dem Kopf genickt. Ein paar Tage später hatte man den gleichen Erfolg.
Ein interessantes Gespräch – man sieht, dass ältere Menschen sehr unterschiedlich auf die Robotertiere reagieren.
Das Gespräch wurde für DigiDo von Dr. Wolfgang Doster geführt. Vielen Dank für den Beitrag!