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Beim Spaziergang KI kennenlernen

Wernigerode liegt im Harz und im Harz lässt sichs gut wandern. Also hatte unser KI-Lernort Tecla e.V. in Kooperation mit der Hochschule Harz bereits 2021 die fabelhafte Idee, einen KI-Spaziergang anzubieten, also einen Ausflug, bei dem man ganz nebenbei etwas über Künstliche Intelligenz lernen kann. Die Idee kam bei den anderen KI-Lernorten so gut an, dass wir Anregungen zusammengestellt haben, welche KI-basierten Anwendungen Sie direkt beim Spazierengehen ausprobieren können. Von der Routenplanung über die Identifizierung von Pflanzen und Tieren bis hin zur Bereitstellung maßgeschneiderter Informationen und Empfehlungen eröffnen uns KI-gestützte Technologien auch beim Gang durch die Natur spannende Möglichkeiten.

Routenplanung

Die erste Frage beim (KI-)Spaziergang liegt auf der Hand: Wo gehts lang? Eine Navigations-App wie Google Maps kann dabei helfen, eine interessante und an die Spaziergruppe angepasste Strecke zu planen. Wichtig zu wissen: Nicht jede Routenplanung basiert gleich auf KI. Wenn aber historische Daten und Echtzeitinformationen über Verkehr, Wetterbedingungen und andere relevante Faktoren verwendet werden, um die schnellste oder effizienteste Route zu berechnen, steigt die Chancen, dass KI im Spiel ist. Bei welchen Funktionen genau KI zum Einsatz kommt, beschreibt Google zum Beispiel in diesen Artikeln über das Erkennen von Gefahrenquellen und besonders detaillierte Straßenkarten oder die Vorschau auf geplante Routen.

Eine weitere App, die Sie bei einem Spaziergang ausprobieren können, ist Komoot. Die Anwendung wurde speziell fürs Wandern und Radfahren entwickelt und ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, individuelle Routen für verschiedene Aktivitäten zu planen und zu entdecken. Bei Komoot wird KI zum Beispiel dafür eingesetzt, das Touren-Angebot durch die Empfehlungen und Rückmeldungen der Wandervögel und Radler zu verbessern. Ergänzt wurde außerdem eine Kartentechnologie, bei denen die Routen durch Fotos von bereits absolvierten Touren bereits vor der Wanderung eingesehen werden können.

Bestimmungs-Apps

Was ist das für ein Baum? Welcher Vogel zwitschert denn da? Und was ist mir gerade ins Auge geflogen? Antworten auf diese Fragen bekommen Sie mit Hilfe von Bestimmungs-Apps: Es gibt verschiedene Pflanzen- und Tier-Bestimmungs-Apps, die KI-Technologien nutzen, um Ihnen bei der Identifizierung von Pflanzen und Tieren zu helfen. Diese Apps verwenden in der Regel maschinelles Lernen, um Fotos oder Tonaufzeichnungen mit den Bildern und Tönen einer Datenbank zu vergleichen. Mit den neuen Daten wird wiederum die Datengrundlage erweitert. Beispiele für solche Anwendungen sind:

  • Flora incognita: Die Flora Incognita App wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität Ilmenau und des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie Jena entwickelt und ermöglicht es Benutzerinnen und Benutzern, Pflanzen einfach und genau zu bestimmen. Dafür müssen zuerst Fotos von der Pflanze aufgenommen oder bereits vorhandene Fotos hochgeladen werden. Anschließend analysiert die App die visuellen Merkmale der Pflanze und vergleicht sie mit einer umfangreichen Datenbank von Pflanzenarten.
  • BirdNet: Die App wurde von der Technischen Universität Chemnitz und der Cornell University (USA) entwickelt. Die App nutzt KI-Technologien, um Vogelgesänge zu identifizieren und zu klassifizieren, indem der Gesang zunächst aufgenommen und dann mithilfe von KI analysiert wird.
  • Nabu Insektensommer: NABU Insektensommer ist eine App, die vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) entwickelt wurde und die es  ermöglicht, mehr über die Welt der Insekten zu erfahren. Die App bietet eine umfangreiche Datenbank von Insektenarten, die dabei hilft, verschiedene Insekten zu identifizieren. Durch die Eingabe von Merkmalen wie Größe, Farbe, Flügelstellung und andere charakteristische Eigenschaften kann herausgefunden werden, um welche Art es sich handelt. Die App ermöglicht es, die eigenen Insektenbeobachtungen zu dokumentieren und zu teilen. Durch das Hochladen von Fotos und das Hinzufügen von Standort- und Zeitdaten können wertvolle Informationen über das Vorkommen von Insekten geliefert werden.
  • Tipp eines KI-Lernorts: iNaturalist. iNaturalist ist eine Plattform für die Identifizierung von Pflanzen, Insekten und anderen Organismen. Die App bietet die Möglichkeit, Fotos hochzuladen und mit anderen Mitgliedern der iNaturalist-Gemeinschaft zu teilen. Diese können dann bei der Bestimmung der Art helfen. Die Plattform verwendet KI-Technologien, um bei der Identifizierung der Organismen zu unterstützen und Daten für wissenschaftliche Forschung und den Naturschutz zu sammeln.

Sprachassistenten

Nutzen Sie auf Ihrem Smartphone Sprachassistenten, um Informationen über Sehenswürdigkeiten zu erhalten, die Wettervorhersage aufzurufen oder Erinnerungen bzw. Ideen für den nächsten Spaziergang festzuhalten.

Smarte Uhren

Beim Spazierengehen kann auch eine Smartwatch Anlässe schaffen, um sich über das Thema Künstliche Intelligenz auszutauschen. Die smarten Uhren bieten je nach Modell unterschiedliche Funktionen an. Sie können zum Beispiel mit Hilfe von Sprachsteuerung Nachrichten beantworten oder Musik abspielen. Sie können Schritte zählen, die Herzfrequenz messen oder Stürze erkennen. Beobachten Sie zum Beispiel während des Spaziergangs, wie sich Ihre Vitaldaten mit der Bewegung verändern. KI kommt zum Beispiel dann ins Spiel, wenn die individuellen erfassten Daten dazu genutzt werden, um Krankheiten vorherzusagen, bevor Symptome wahrgenommen werden, oder individuelle Fitnessaktivitäten vorgeschlagen werden. Insbesondere das Bereitstellen und Analysieren von sensiblen Gesundheitsdaten bietet oft Anlass für intensive Diskussionen, auf welche Risiken (z.B. bezogen auf den Datenschutz) sich eine Person für welche Vorteile einlässt. Nutzen Sie die Chance, in den Austausch darüber zu kommen!

Augen und Ohren auf und ins Gespräch kommen

Achten Sie bereits bei der Planung darauf, wo Sie beim Spaziergang auf smarte Technologien treffen werden. Bereiten Sie (oder auch die Teilnehmenden) Beispiele für KI im öffentlichen Raum vor und kommen Sie beim Spazieren darüber ins Gespräch: Wie würde sich eine Gesichtserkennung bei Überwachungskameras auf dem Marktplatz auswirken? Wie kann KI zu pünktlicheren Zügen beitragen? Wie kann KI dabei helfen, unsere Wälder gesund zu halten oder die Landwirtschaft umweltschonender zu gestalten?

Ob Sie mit Hilfe von KI-basierten Apps nach der passenden Route suchen, Anwendungen nutzen, um Pflanzen zu bestimmen oder mit einer Smartwatch Gesundheitsdaten beobachten – auch mitten in der Natur können Sie KI-basierte Technologien kennenlernen und dabei ins Gespräch kommen. Zum Beispiel über die Frage, ob und wie KI-Systeme den Alltag älterer Menschen bereichern können und welche Chancen und Risiken sich dadurch ergeben.

Was gibt’s noch?

Es gibt – auch ganz ohne KI – viele weitere spannende Apps, die Sie beim gemeinsamen Spaziergang ausprobieren können, erwähnenswert sind unter anderem Geocaching-Apps oder Actionbound. Mit Actionbound können Sie digitale Schnitzeljagden, Rätselrallyes und interaktive Spiele erstellen – und damit zum Beispiel ein Quiz zum Thema Künstliche Intelligenz in Ihren Spaziergang einbauen. Das bedarf allerdings einer ausreichenden Vorbereitungszeit. Beim Geocaching wird ein „Schatz“ versteckt, dabei handelt es sich oft um eine kleine Dose mit einem Logbuch, manchmal auch um kleine Gegenstände. Ausgestattet mit Koordinaten und einem GPS-Gerät oder Smartphone machen sich die Suchenden auf den Weg. Probieren Sie es einfach mal aus. Weitere Tipps zu ähnlichen Spaziergängen finden Sie hier:

Haben Sie Anmerkungen oder weitere Ideen, wie ein KI-Spaziergang ablaufen kann? Dann senden Sie eine E-Mail an wolf@bagso.de