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Assistenzsysteme für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen

Welche Technologien für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen gibt es?

Für Menschen, die nicht oder nur schlecht hören, werden fortlaufend neue digitale Unterstützungsangebote entwickelt. KI-basierte Technologien spielen auch hier eine immer wichtigere Rolle. So gibt es immer mehr Anwendungen, die gesprochene Sprache in Text umwandeln, Hörgeräte, die sich den Hörgewohnheiten ihrer Trägerinnen und Träger anpassen, und auch Avatare – künstlich erstellte digitale Figuren –, die Gebärdensprache sprechen.

Sprache-zu-Text-Bedienungshilfen und -Apps:

Für die verschiedenen Betriebssysteme von Smartphones, Tablets und Rechnern gibt es eingebaute Bedienungshilfen wie Echtzeit-Untertitel oder erweiterte Untertitel, jeweils in vielen verschiedenen Sprachen. Erweiterte Untertitel heißt: Es werden auch Musik und Toneffekte beschrieben. Außerdem können Nutzerinnen und Nutzer in den App-Stores zwischen zahlreichen Sprache-zu-Text-Apps wählen. 

  • MacWhisper (MacOS) und Automatische Transkription (Android): MacWhisper (MacOS) und Automatische Transkription (Android) sind Apps, mit deren Hilfe Audioinhalte transkribiert und somit in Textform umgewandelt werden können. Beide Apps sind offline nutzbar und zum Beispiel für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung nützlich, um Meetings, Gespräche oder Vorträge zu verfolgen, indem gesprochene Inhalte in Echtzeit als Text angezeigt werden.
  • Web Captioner (Chrome), Live-Untertitel (Windows 11) und YouTube: Web Captioner ist eine Chrome-Erweiterung, die Live-Untertitel für nahezu jede Videoquelle bereitstellt. Ähnlich bietet Windows 11 eine integrierte Live-Untertitel-Funktion, die gesprochene Inhalte auf dem Bildschirm in Echtzeit untertitelt. Dies erleichtert das Verfolgen von Online-Videos, Konferenzen oder Webinaren. Für das Erstellen für Untertitel von Youtube Videos, bietet YouTube eine Funktion zur automatischen Untertitelung von Videos, die es Menschen mit Hörbeeinträchtigungen erleichtert, den Inhalt von Videos zu verstehen.

Geräusch-Erkennung:

Mit Apps, die Geräusche wie Türklingeln, Sirenen oder piepsende Küchengeräte erkennen, können sich gehörlose oder hörbeeinträchtigte Menschen auf verschiedenen Wegen benachrichtigen lassen: per Vibration, Lichtsignal oder Textnachricht. Es gibt auch Apps, die wichtige Geräusche beim Telefonieren oder auf Videoplattformen lauter klingen lassen.
Hörgeräte und Datenbrillen: Die Technik in Hörgeräten wird immer smarter. Mit Hilfe von KI-Technologie wählen moderne Geräte in unterschiedlichen Hörsituationen die passende Einstellung aus. Die Geräte lassen sich mit dem Smartphone verbinden und über eine App steuern. Auf dem Markt sind außerdem Datenbrillen, die mithilfe einer App Sprache und Töne als Text auf den Gläsern einblenden. Datenbrillen kosten ab 500 Euro aufwärts.


Gebärdensprach-Avatare:

Noch am Anfang befindet sich die KI-basierte Entwicklung von Avataren, die in Echtzeit Sprache in Gebärdensprache übersetzen. Aus einem Forschungsvorhaben ist in Deutschland ein Projekt für Kommunen entstanden: Erste Kommunen binden aus Textbausteinen erstellte Videos mit Gebärdensprach-Avatar auf ihrer Webseite ein.


So funktionieren die Technologien

Sprache-zu-Text-Anwendungen nutzen das Prinzip der Spracherkennung, mit dem auch Sprachassistenten arbeiten. Sind die Anwendungen aktiv, zeichnet das Gerät über das Mikrofon Sprache und Geräusche auf, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz werden sie in Text übersetzt. Wenn die KI-Technologie mit immer mehr Sprache und Geräuschen trainiert wird, werden ihre Übersetzungen immer besser. Die Software auf einigen Hörgeräten wird mit hunderttausenden Hörsituationen trainiert. So findet sie später für unterschiedliche Situationen die passende Einstellung. Die KI-Technologie anderer Geräte gleicht Millionen Klangszenarien ununterbrochen mit der Hörumgebung ab und wählt auf diese Weise eine Einstellung aus. Eine weitere Lösung: Nutzerinnen und Nutzer wählen in schwierigen Hörsituationen selbst über eine App, mit welcher Einstellung sie am besten hören. Das Hörgerät lernt die Bedürfnisse immer genauer kennen und reagiert schneller auf verschiedene Situationen.


So können Sie die Anwendungen nutzen

Gespräche führen:

Die Videoplattformen Zoom und Skype beispielsweise bieten eigene Echtzeit-Untertitel an. Bei anderen Plattformen und Messenger-Diensten lassen sich Untertitel mithilfe von zuvor installierten Sprache-zu-Text-Apps einblenden. Einige Apps bieten die Möglichkeit, dass Ihre Gesprächspartner Ihren eingetippten Text von einer künstlichen Stimme vorgelesen bekommen – beispielsweise die App Ava. Mit der App RogerVoice können Sie Telefonanrufe starten und bekommen direkt Live-Untertitel angezeigt von dem, was die Angerufenen sagen. Sie können antworten, indem Sie sprechen oder tippen.

Podcasts hören, Social-Media-Videos und Filme schauen:

Auch das ist mit Sprache-zu-Text-Apps möglich. Die Videoplattform YouTube hat darüber hinaus eine eigene Funktion für automatisch erstellte Echtzeit-Untertitel. Sie lassen sich bei jedem Video unter „Einstellungen“ einblenden. Die App Greta wiederum bietet für viele Kinofilme Untertitel in verschiedenen Sprachen an, außerdem eine Hörverstärkung für Menschen mit Hörgeräten. Bald soll es nach Angaben der Greta-Entwickler auch Gebärdensprach-Videos geben.


Das sollten Sie beachten:

  • Achten Sie auf Datenschutz: Mit KI-Technologie gesteuerte Hörgeräte können persönliche Daten sammeln. Informieren Sie sich, ob der Hersteller transparente Datenschutzrichtlinien hat und ob Sie als Nutzerin oder Nutzer die Kontrolle über Ihre Daten behalten.
  • Die Bedienungshilfen sind bei jedem Telefon und jedem Betriebssystem anderswo zu finden. Suchen Sie in den Einstellungen Ihres Telefons nach dem Stichwort Eingabehilfe oder Bedienungshilfe.

Sie kennen weitere hilfreiche KI-Anwendungen für Menschen mit Hörbeeinträchtigung? Dann lassen Sie es uns gerne wissen!